Eine Geschichte von perforiertem Leder, einem Sauerstoffzelt und Barney Geröllheimer
Am 14. Mai 2021 konnte MEHRSi zusammen mit dem Landratsamt Ortenaukreis (BW) und zahlreichen Gästen komplett erneuerte Leitplankenanlagen in Betrieb nehmen. Die Kosten von rund zwanzigtausend Euro für die Erneuerung der Leitplanken trägt der Kreis, weitere elftausend Euro für den Unterfahrschutz und die flexiblen Kurvenleittafeln übernimmt MEHRSi. Hier der Bericht.
Rund 70 km vor dem Veranstaltungsort, Höhe Karlsruhe, herrscht bestes T-Shirt-Wetter. 20 Grad, Sonnenschein, herrlich. Im 700 Meter hoch gelegenen Kurvenabschnitt im Ortenaukreis angekommen, sieht es leider ganz anders aus. Es regnet Bindfäden, gefühlte Außentemperatur knapp über dem Gefrierpunkt. Gedanklich beginnen wir schon, Schiffsnamen auf die belegten Brötchen zu schreiben und sinnieren, dass es auf Mallorca doch bestimmt auch viele Kurven zu entschärfen gibt.
Der Parkplatz im Kurveninnenbereich füllt sich derweil, ein Regenschirm nach dem anderen wird aufgespannt. Simone, Hobby-Rennfahrerin und treue ehrenamtliche Helferin von MEHRSi seit vielen Jahren, trifft nach zwei Stunden Regenfahrt mit ihrer R6 ebenfalls ein. Und stellt fest, dass ihr stark perforierter Renn-Einteiler nicht die glücklichste Bekleidungswahl war. Da haben es MEHRSi-Schirmherrin und Bundestagsabgeordnete Ute Vogt und Ehemann Uwe besser, die auf ihren BMWs in Membrananzügen anreisen. Den Preis für die kürzeste Anreise erhält Marcus Glaser vom Straßenbauamt Ortenaukreis – was ja aber irgendwie in der Natur der Sache liegt. Den längsten Weg nimmt Louis-Pressesprecher und Customizer Kay Blanke auf sich – von Hamburg aus sind es immerhin 700 km. Echter Überraschungsgast ist Sabine Schermer, das „Herz“ der Motorradzeitschrift MO.
Exakt 10 Minuten vor Veranstaltungsbeginn reißt Petrus die Wolkendecke beiseite, dreht den Wasserhahn zu und hängt die Sonne auf. Geht doch! Mittlerweile hat sich eine illustre Gesellschaft aus MEHRSi-Mitgliedern und -Förderern, Kommunal- und Bundespolitikern sowie Vertretern aus Gesundheitswesen, Wirtschaft, Gastronomie, Straßenbauamt und -Industrie und der Presse gebildet. Wie gut, dass es der große Parkplatz leicht macht, den immer noch notwendigen Corona-Sicherheitsabstand einzuhalten.
Da wir vier Redner eingeplant haben, geben wir zunächst nur die Getränke frei. Denn mit vollem Magen hört es sich erfahrungsgemäß schlecht zu. Ja, wir können auch fies sein. Denn die belegten Brötchen und Brezeln frisch vom örtlichen Bäcker sind mega-lecker.
Monika Schwill eröffnet die Redner-Runde und lobt die enorme Geschwindigkeit, mit der dieses Projekt realisiert wurde: „Selten hat ein Amt derart schnell reagiert! Erster Kontakt im letzten Herbst, heute weihen wir die ersten entschärften Kurven ein! Mitten im Schwarzwald, wo es tausende „Bedürftige“ gibt.“
Was Roland Gäßler, Leiter des zuständigen Straßenbauamtes, in seiner Rede etwa so kommentiert: „Vor ein paar Jahren wären wir sicher auch finanziell noch nicht so weit gewesen. Aber Monika Schwill hat nun den endgültigen Anstoß dazu gegeben, dass wir das Thema Unterfahrschutz künftig stets vor Augen haben und berücksichtigen werden.“
Ute Vogt, Mitglied des Bundestages: „Der Unterfahrschutz ist und bleibt ungemein wichtig, insbesondere an von Motorradfahrern so hoch frequentierten Strecken wie hier. Wir haben das Thema bereits mehrfach an unseren Verkehrsminister herangetragen, was er auch immer sehr positiv aufnahm. Doch mehr als das ist bisher leider nicht passiert. Wir müssen also weiter dranbleiben.“
Dr. Stefan Gromer, Leiter des Instituts für Katastrophenmedizin und gewerblicher MEHRSi-Förderer, sinniert in seiner Rede über eine wichtige Frage: „Als Arzt werde ich oft gefragt „Wie kannst Du Motorrad fahren?“ Meine Antwort lautet immer: Ich verstehe die Frage nicht. Wenn man sich bewusst ist, was man tut, kann man Risiken einschätzen. Insbesondere solche, die das Leben verschönern.“
Kay Blanke von Louis erzählt über die viele Jahre gewachsene Verbundenheit seines Unternehmens und die zahlreichen Aktionen für MEHRSi: „Im Laufe der Jahre hat sich bei unseren mittlerweile 2000 Mitarbeitern so etwas wie ein MEHRSi-Bewusstsein gebildet – sogar unsere Filialen führen Aktionen zu Gunsten MEHRSi durch. In Kürze starten wir eine weitere Aktion. Und wenn es so läuft, wie wir es uns vorstellen, wird Monika wohl mal wieder ins Sauerstoffzelt müssen.“
Nun darf das Brötchen-Buffet geplündert werden und alle Beteiligten haben sichtlich Spaß an der Veranstaltung. Nach kurzer Zeit liegt die Frage in der Luft, wer einen Grill und Bier organisiert. Doch dazu kommt es nicht, denn Petrus hat schon wieder mächtig Druck auf der Blase.
Was am Rande geschieht: Einer der anwesenden Fotografen, nennen wir ihn einfach mal Barney Geröllheimer, klettert im Hintergrund auf einen etwa zwei Meter hohen Steinhaufen, um eine bessere „Schussposition“ zu bekommen. Die restlichen Teilnehmer vernehmen plötzlich einen kleinen Erdrutsch, wie er hier wohl aber üblich ist. Weiter in der Tagesordnung. Es stellt sich heraus, dass Barney samt Steinhaufen gen Tal und es ihm so peinlich ist, dass er sich unauffällig und blutend wieder unters Volk mischt. Auch das passiert bei sowas. Wir wünschen Gute Besserung. Er hat heute leider kein Foto für uns.