Flexible Kurvenleittafeln aus Kunststoff - MOTORRADonline.de
Erschienen: MOTORRADonline.de, Text + Foto: Thomas Schmieder
Gefährlich für stürzende Motorradfahrer: Verkehrsschilder und Kurvenleittafeln auf Metallpfosten. Es gibt nachgiebige Alternativen, wie beispielsweise die Vario-Kunststoff-Kurvenleittafeln der Firma Beilharz.
Für Motorradfahrer ist es überlebenswichtig, den Verlauf von Kurven möglichst gut und frühzeitig zu erfassen. Dabei helfen Fahrbahnmarkierungen und Leitpfosten sowie Richtungstafeln als "optische Führung". Je nach Kurvenradius gelten dabei festgelegte Abstände der Leitpfosten – von 50 Meter bei Radien über 600 Meter bis zu engen drei Metern Abstand bei Radien kleiner als 20 Meter. Das Problem dabei: Die auf starren Metallpfosten montierten Richtungstafeln sind bei einem Anprall ein unnachgiebiges und äußerst gefährliches Hindernis.
Firma Beilharz entwickelte Vario-Leittafel
Das erkannte das Verkehrsministerium in Baden-Württemberg und suchte Lösungen, um Verletzungen nach einem Sturz zu vermeiden oder wenigstens zu verringern. Auf diese Initiative hin entwickelte die Firma Beilharz aus Vöhringen, ebenfalls in BW, ihre Vario-Kunststoff-Kurvenleittafel. Unabhängige Crashtests der Dekra ergaben: Nach einem bei 60 km/h herbeigeführten Sturz wäre eine Kollision mit der Metall-Kurvenleittafel nicht zu überleben gewesen. Der Dummy voller teurer Messelektronik war nach dem Impact zerstört. Dagegen wäre laut den Tests ein Aufprall auf eine Vario-Kurvenleittafel gut bis sehr gut zu überleben, sogar der schlimmste Crash mit einem Auftreffen im Bereich Kopf, Hals und Brust. Das Video unterhalb des 1. Absatzes dieses Artikels belegt dies eindrucksvoll.
Zwischen 2014 und 2017 brachten die Vario-Leittafeln ihren ersten Praxistest auf der Schwarzwaldhochstraße B 500 erfolgreich hinter sich. 2018 erfolgte die "Anwendungsfreigabe für Unfallschwerpunkte" durch das Verkehrsministerium BW. Seither kommen die Varios als Kurvensicherung bei engen Radien und auf gefährlichen Motorradstrecken zum Einsatz.
Pauschale Zulassung nicht möglich
Auch in Bayern und Hessen erteilten die zuständigen Ministerien inzwischen Genehmigungen für die Vario-Leittafel. In Frankreich gibt es ähnliche Systeme schon länger. Doch in Deutschland müssen gemäß der aktuell gültigen DIN-Normen alle Verkehrszeichenträger aus Metall bestehen. Daher ist eine pauschale, bundesweite Zulassung der Kurvenleittafel aus Kunststoff nicht möglich. Umso wichtiger sind weitere Freigaben der Landesministerien für die örtlichen Straßenbauämter, um Unfallschwerpunkte und Gefahrenstellen zu entschärfen. Dabei kommt es auch auf individuelles Verständnis vor Ort an: Denn die nachgiebigen Kunststoffpfosten erfordern bei Mäharbeiten im Sommer und beim Schneeräumen im Winter möglicherweise etwas mehr "Feingefühl".
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